In der Literatur finden sich kaum Hinweise für die langfristige, mehrjährige Gestaltung des Trainings bei COPD. Angesichts der im Krankheitsverlauf auftretenden Veränderungen in der Muskulatur wäre es sinnvoll, bereits in frühen Krankheitsstadien wesentlich mehr Gewicht auf ein Training mit niedrigen Intensitäten zu legen.

Zum Nachdenken
Ein Training mit niedrigen Intensitäten ermöglicht eine weitgehende Nutzung des Stoffwechsels "mit genügend Sauerstoff". Dadurch wird diese Art der Energiegewinnung trainiert und entsprechende Strukturen im Muskel erhalten. Anders formuliert: Wird ständig zu intensiv trainiert (oder entstehen durch die verminderte Leistungsfähigkeit ständig hochintensive Belastungen durch den Alltag), wird die Energiegewinnung mit unzureichend Sauerstoff genutzt und nur dieses System optimiert und der Muskel in seiner Struktur (Energiegewinnung und Muskelfasern) dadurch verändert.

Dies gilt auch bei Aufnahme eines Trainings: Zunächst sollte immer eine "Gewöhnungsphase" für alle aktiven und passiven Strukturen erfolgen. Erst dann, nach dem Auslösen grundlegender Anpassungserscheinungen, ist ein intensiveres Training für eine weitere Verbesserung (z. B. der maximalen Leistungsfähigkeit) sinnvoll. Kein Leistungssportler geht in intensive Belastungsbereiche ohne ein entsprechendes Grundlagentraining. Z. B. absolvieren Berufsradrennfahrer mehr als 50 % der gesamten Trainingszeit pro Jahr in einem niedrigen Intensitätsbereich. Tab. 1 zeigt einen einfachen, allgemeinen Trainingsaufbau (12 Wochen, 3 Trainingsphasen, 3 Wochen ansteigend trainieren gefolgt von einer Woche Pause) bei Aufnahme eines systematischen Trainings (bzgl. der Intensitätsangaben.

Die verschiedenen Intensitäten ("Wie schnell kann man gehen?", "Wie viel Watt kann man auf dem Ergometer treten?") sind in der Belastungswahrnehmung zu üben, damit diese über den geforderten Zeitraum sicher umgesetzt werden können. Nach jedem Infekt sind diese Bereiche neu zu definieren und in der Umsetzung zu üben. Bei Steuerung des Trainings über die Intensität (z. B. als Wmax) sind regelmäßige Belastungstests notwendig, um eine Belastung von z. B. 70 % Wmax konstant zu halten. Dies bedeutet: Durch das Training erhöht sich die Leistungsfähigkeit und ein Gleichhalten der Belastung (in Watt oder Gehgeschwindigkeit) ist auf Dauer kein geeigneter Trainingsreiz. In der Praxis wird aufgrund fehlender Belastungsuntersuchungen zu häufig "gefühlsmäßig" oder einfach prinzipiell jede Trainingseinheit um "wenige Prozent" gesteigert. Nicht selten sind Überlastung und unzureichende Ergebnisentwicklung die Folge. Liegen keine Belastungstests vor, oder eine Trainingssteuerung mit geeigneten Parametern ist nicht möglich, sollte die Borg-Skala eingesetzt werden. Allgemein scheint die Intensität das entscheidende Stellglied für das Erreichen einer optimalen physiologischen Veränderung zu sein, während die Belastungszeit eher die kardiovaskulären Risikofaktoren beeinflusst.

Allgemein werden unter hoch-intensivem Training [HIT] Bereiche von 60-80 % der maximalen Leistung in Watt [Wmax], ermittelt durch einen individuellen Belastungstest vor Aufnahme eines Trainingsprogramms, verstanden. Bereiche von 50-60 % Wmax werden als niedrig-intensives Training bezeichnet. Können höhere Intensitäten nicht "am Stück" über einen für die Trainingsphase geforderten Zeitraum absolviert werden, ist der Einsatz der Intervallmethode sinnvoll. Dadurch können die geforderten hohen Belastungsintensitäten bei gleichzeitig geringerer Symptomatik (Atemnot und körperliche Ermüdung und geringerer Ausprägung der dynamischen Überblähung umgesetzt werden. Die erreichten Effekte sind in vielen Bereichen mit den Effekten einer (niedrig-intensiven) Dauermethode vergleichbar.

Je nach Grad der Belastbarkeit erscheinen verschiedene Optionen bei der Umsetzung eines Ausdauertrainings möglich. Nach Ablauf einer Trainingsphase sollte ein neuer Belastungstest erfolgen (mit der Konsequenz: Festlegung neuer Intensitäten) und / oder ein Wechsel der Trainingsmethode überlegt werden.

Tab. 1: Vorgehen beim Ausdauertraining: Allgemeiner Trainingsaufbau (Zeitdauer jeweils 4 Wochen)
Grundsätzlich kann folgendes Vorgehen gewählt werden: 1 Tag Training + mindestens 1 Tag Pause
Gewöhnungsphase:
Langsamer Einstieg, niedrige Intensitäten (bis Borg 4) in Dauer- oder Intervallmethode, Trainingszeit 30-60 Minuten,
Woche 1 und 2: 1-2 Einheiten pro Woche, ab dann 3 Einheiten pro Woche.

Kein / geringes Ermüden:
Werte für z. B. Atmung und Herzfrequenz sind konstant zu halten, Tempo ist so zu gestalten, dass die genannten Werte nach dem Belastungsanstieg gleich bleiben.
Grundlagenphase:
Training an 3 Tagen die Woche, Intensität: extensiv (Borg 4-6) in Dauer- oder Intervallmethode, Trainingszeit 30-60 Minuten.

Ermüden:
Werte für z. B. Atmung und Herzfrequenz steigen gegen Ende der Belastung an. Die vorgeschriebene Trainingszeit sollte sicher ohne Belastungsabbruch absolviert werden können ("man hat noch Reserven").
Aufbauphase:
Training an 3 Tagen die Woche, Intensität: extensiv auf intensiv ansteigend (Borg 6-7) in Daueroder Intervallmethode, Trainingszeit 20-40 Minuten.

Starkes Ermüden:
Werte für z. B. Atmung und Herzfrequenz steigen gegen Ende der Belastung an. Der Belastungsabbruch (wegen Ermüdung) sollte mit dem Ende der Trainingszeit zusammenfallen.